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Theia

(2015)

  • Orchestra: 3333/4331/13/1, strings

  • Instrumentation: 2 Flutes, Piccolo, 2 Oboes, Cor Anglais, 2 Clarinets in Bb, Bass Clarinet, 2 Bassoons, Contrabassoon, 4 Horns, 3 Trumpets in C, 2 Trombones, Bass Trombone, Tuba, Timpani, Percussion (3 players), Harp, Strings

  • Duration 24 min.

  • Commissioned by / Auftragswerk der Musikalische Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim

  • First performance on May 11, 2015 in Mannheim, Germany by NTO Nationaltheater-Orchester Mannheim, conducted by Pietari Inkinen



Approximately 4.5 billion years ago, an astronomical body - about the size of Mars - and the young proto-Earth were on a collision course. The following giant impact caused massive amounts of debris in space that would eventually form our Moon. The object that struck the early Earth was named Theia, after a Greek Mythological Titaness who gave birth to the Moon goddess Selene. In this work, I am observing the Moon's long history in a non-linear way. There are plenty of violent collisions and turmoil of the distant past, but on the other hand, here and there, a modern-day couple is peacefully sitting on a park bench and admiring the beautiful sight of the full Moon. Perhaps, in addition to a few moonstruck lovers, there is also a Werewolf lurking in the park.

The Musikalische Akademie of the National Theater Orchestra Mannheim gave me the commission to write this work. That was a perfect opportunity to re-explore the famous 18th-century "Mannheim school" and the orchestral techniques developed there: and, indeed, one can spot quite a few "Mannheim Rockets" and the "Mannheim Sighs" in Theia. TR, 2015/2023


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"Die berühmte „Mannheimer Rakete“ wird von den Komponisten immer fleißig bemüht, wenn sie Auftragswerke für die Musikalische Akademie Mannheim schreiben. Sie wird wohl auch Tomi Räisänen vorgeschwebt sein, als er sein Orchesterwerk „Theia“ konzipierte, das nun beim 7. Akademiekonzert uraufgeführt wurde. Und doch ging es dem 1976 geborenen finnischen Komponisten keineswegs um gestalterische Prinzipien der guten alten Mannheimer Schule sondern vielmehr um elementare Energien.


Rhythmisch kraftvoll anstürmende Blechbläser und Schlagzeug gaben zu Beginn schon einen Eindruck von dem Ereignis. Kühne Klangschichtungen hörte man dabei, gleißende Klänge und starke Reibekräfte. Daneben bestach das neue Werk mit aparten Farben und ebensolchen Harmonien, mit gespannten Klangkonstellationen und sonor ausschwingenden Melismen, die an nordische Runenmelodik erinnerten. Die griechische Mythologie tönte bei alldem mit beredter Kraft. Große Klarheit brachte das Nationaltheater-Orchester unter der Leitung des finnischen Dirigenten Pietari Inkien in die Uraufführung – in den exquisiten Klängen ebenso wie in den großen Ballungen. Ein starkes und effektvolles Werk, das in manchen Momenten an Aribert Reimann erinnerte."


Reiner Köhl, Rhein-Neckar-Zeitung, Nr. 110, Freitag, 15. Mai 2015


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"In jedem Stück, ob auf dem Theater oder im Konzert, steht einmal die Zeit still. Es ist ein magischer Moment. Wir hören in uns hinein, uns atmen, uns denken und fühlen, wir hören den Fluss des Blutes und Schlag des Herzens und fühlen: Zeit. Und Zeit. Nichts als Zeit. Und wenn dieser Moment des Zeitfühlens abrupt kommt, sich jäh aus einem Viel-zu-viel an Ereignissen herausschält, dann scheint alles plötzlich unendlich. Wir fühlen uns wie im schwarzen Kosmos.


Oder in "Theia", dem Werk des Finnen Tomi Räisänen, das jetzt im Akademiekonzert uraufgeführt wurde. Drei Minuten lang herrscht in seiner Mitte geordnetes Chaos. Mannheimer Raketen schießen nach oben, kosmische Staublawinen purzeln durch den Raum, kolossale und regelmäßige Donnerschläge von Tam-Tam und Großer Trommel verkünden ohrenbetäubend kollidierende Katastrophen. Es ist ein Wuchten und Wummern, ein Stemmen und Stauchen. Alles ist in Aufruhr, bis - ja, bis sich durch das Funkeln und Glitzern des Glockenspiels Erlösung andeutet: Plötzlich, exakt nach 16 Minuten oder 441 Takten titanischer Klanglichkeit herrscht schiere Ruhe. Der leere Raum breitet sich aus, eine hohle Quinte (g-d) der Streichergruppe beschreibt die Unendlichkeit von Raum und Zeit. Ein magischer Moment, der unter die Haut geht.


Beeindruckende, bisweilen wild spukende 25 Minuten spielt das Nationaltheaterorchester (NTO) da. Sie gehören mit zum Modernsten, was in der Reihe der Uraufführungen der Akademie in den vergangenen zehn Jahren erklang, und das Kunststück, das dem Komponisten gelungen ist, lautet: Mit einem gewaltigen, vor dominierender Dissonanz nicht zurückschreckenden Tonsatz gelingt es Räisänen, die Mittel der Moderne mit denen der tabulosen Postmoderne so zu fusionieren, dass in deren Dekonstruktion das Naturereignis der Kollision von Erde und Theia vor 4,5 Milliarden Jahren genauso spürbar wird wie das Wissen davon, dass wir vor solchen Ereignissen nur Staub, Atome sind. Das Publikum ist angetan."


Stefan M. Dettlinger, Mannheimer Morgen, Mittwoch, 13.05.2015


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"Mit Musik aus Europas hohem Norden, romantischer, spätromantischer und zeitgenössischer Provenienz, bestritt das Mannheimer Nationaltheater-Orchester sein siebtes Akademiekonzert im Rosengarten. Den Auftakt gab die Uraufführung von "Theia" des finnischen Komponisten Tomi Räisänen, einem Auftragswerk des Orchesters, gefolgt von Griegs Klavierkonzert und Sibelius' fünfter Sinfonie. Räisänens Landsmann Pletari Inkinen dirigierte.


Die Inspiration zum neuen Stück war kosmisch. Vor ungefähr 4,5 Milliarden Jahren, berichtete Räisänen im Programmheft, habe eine gigantische Kollision eines Himmelskörpers mit der jungen Protoerde massive Trümmer produziert, aus denen unser Mond entstanden sei. Das Objekt, das die Erde traf, wurde Theia genannt, nach einer Titanin der griechischen Mythologie, Mutter der Mondgöttin Selene. Seiner Grundidee wurde das Werk gerecht: Es entfaltete stellenweise gigantische Tongewalt; sparte keineswegs mir klingenden Explosionen. Der 38-jährige Komponist mobilisierte ein Höchstmaß an sinfonischen Energien. So gab es unter anderem wuchtige Akkordblöcke zu hören, monumentale Klangballungen, verwegene Steigerungen, düsteres Grollen, dem grelle Pfeiftöne der Piccoloflöte gegenüberstanden.


Selbstverständlich enthält die Komposition, die als frei atonal bezeichnet wenden kann, auch Ruhepunkte, mir stillen Tönen und aparten Klangmischungen, darunter hellen Schlagzeugwirkungen, die von Räisänens verfeinertem Klang- und Farbsinn zeugen. Seine Vorliebe für Wiederholungen hätte er allerdings zähmen können.


Eine überzeugende Aufführung erfuhr "Theia" durch das Nationaltheater-Orchester und den am Pult mit großer Übersicht disponierenden Pietari Inkinen."


Gabor Halasz, Die Rheinpfalz, Mittwoch, 13. Mai 2015


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